Dorfkreuz und Glockenturm in Obernankau

In der Dorfmitte von Obernankau steht neben dem hölzernen Glockenturm ein Dorfkreuz mit Figuren des gekreuzigten Heilands und der schmerzhaften Muttergottes. Eine halbkreisför-mige gezackte Blechabdachung schmückt die farblich gehaltenen holzgeschnitzten Figuren.

Schon im 19. Jahrhundert hatten die Obernankauer auf dem Dorfplatz ein Dorfkreuz mit Holzfiguren errichtet. Da das alte Kreuz nicht mehr zu restaurieren war, hatte sich die Dorfgemeinschaft zusammen mit der Pfarrgemeinde und der Stadt Vohenstrauß entschlossen, ein neues zu erstellen. Mit einem feierlichen Gottesdienst weihten Stadtpfarrer Franz Winklmann und Pater Georg Messer aus Malawi, der vom benachbarten Weiler Kaltenbaum stammt, am 21. Juli 1999 das neue Dorfkreuz in Obernankau ein.

Bürgermeister Josef Zilbauer nannte die Weihe des Dorfkreuzes eine herausragende gemeinsame Leistung von Kommune, Kirche und Dorfgemeinschaft. Damit sei ein zentraler Punkt geschaffen, der gerne zum Verweilen und zum Gespräch einlade. Zur Freude der Obernankauer schlug der Bürgermeister vor, anlässlich dieser Kreuzesweihe alljährlich einmal einen Gottesdienst beim Dorfkreuz abzuhalten, natürlich mit anschließendem "Nankinger" Dorffest. Der Erlös aus dem Fest der Kreuzesweihe wurde vom "Dorfältesten" Richard Beierl an Missionar Georg Messer für dessen Missionsarbeit in Malawi übergeben.

Auch in unserer näheren Heimat bestand früher die Sitte, in Dörfern, Weilern und Einöden ohne Kirche oder Kapelle hölzerne Glockengerüste (siehe Unternankau) bzw. Glockentürme zu errichten, so z. B. in Lerau, Wieselrieth, Voitsberg, bei Roggenstein und in Kaimling. Im Raum der Großgemeinde Vohenstrauß ist Obernankau der letzte Ortsteil, der seinen längs verschalten Glockenturm glücklicherweise im Original über die Zeit gerettet hat.
Nachdem zunächst für eine Totalerneuerung das Holz aus dem Ortswald schon bereit lag, erlaubte die Untere Denkmalschutzbehörde nur sorgfältige und sensible Eingriffe bei den ab 1988 erfolgten Sanierungsmaßnahmen, wobei die Ecksäulen auf Einzelfundamente gestellt und die Holzlatten mit Flacheisen an den Innenseiten der Turmecken stärker befestigt wurden. Der vermeintlich "baufällige" Glockenturm bildet nun zusammen mit dem Dorfkreuz ein harmonisches, für das Gebiet des nördlichen Oberpfälzer Waldes typisches, aber leider selten gewordenes, sakrales Denkmalensemble.
Dreimal am Tag wurde und wird das "Ave" geläutet - in heutiger Zeit natürlich "elektrisch". Dachreitertürmchen mit Glocken finden sich übrigens noch am Fiedlbühl und in Grünhammer.